Klinische Einordnung

Aufgrund vielfältiger physiologischer Wirkungen ist die Homöostase im Säure-Basen-Status sowohl im Blut als auch in den Zellen von zentraler Bedeutung für den Organismus [Mitchell et al., 1969; Whittaker et al., 1981; Davies, 1984; Seeling, 1988; Gaiter et al., 1997].

Änderungen des pH kann der Organismus durch Regulationsmechanismen teilweise ausgleichen, z.B. entsteht bei durch Stoffwechselentgleisung bedingter Ketoazidose durch die sogenannte Kußmaulsche Atmung kompensatorisch eine sogenannte respiratorische Alkalose, also eine Erniedrigung des Kohlendioxidpartialdrucks. Der gesunde Organismus gleicht Störungen des Säure-Basen-Haushalts auch durch Wahl der Nahrung aus [COOK et al., 1996]. Bereits das Einsetzen von Kompensationsmechanismen soll möglichst frühzeitig erkannt werden, um Störungen rechtzeitig ursächlich zuordnen und therapieren zu können, ehe es zu einer manifesten Alkalose oder Azidose kommt.

Die Basenabweichung hat insbesondere im Bereich der Notfall- und Intensivmedizin prognostische und therapeutische Bedeutung [RUTHERFORD et al., 1992; DAVIS et al., 1988, 1991 und 1994; DUNHAM, 1991; SIEGEL et al., 1990]. Es gibt auch eine Reihe anderer Indikationen für die Messung des Säure-Basen-Status, z. B. bei nephrologischen Erkrankungen [RAFFIN, 1986].

Wie bei anderen laborchemischen Werten ist klinisch von großer Bedeutung, welche Werte als pathologische Warnsignale interpretiert werden müssen, ob es diesbezüglich Unterschiede zwischen verschiedenen Meßgeräten gibt, wie zuverlässig die Ergebnisse sind und wo Störquellen liegen.

Die zeitliche Entwicklung des BE am selben Patienten ist für die Verlaufsbeobachtung von Bedeutung. Beispielsweise ist ein nach Trauma weiterhin abfallender BE ein Hinweis auf einen noch bestehenden Blutverlust [DAVIS et al., 1988]. Um derartige BE-Änderungen zuverlässig feststellen zu können, ist die Wiederholungsgenauigkeit auf demselben Gerät von großer Bedeutung.